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Hundert Tage an der Deutschen Schule Kiew Bestand und Ausblick

21.12.2019

Personalentwicklung

Ich bin auf ein motiviertes, interessiertes und offenes Kollegium gestoßen. Es unterrichten 26 Kolleginnen und Kollegen an unserer Schule. Als Betreuungskräfte arbeiten 5 Kolleginnen und im nicht pädagogischen Teil der Verwaltung arbeiten 6 Fachkräfte. In allen Abteilungen arbeiten engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit sehr positiver Einstellung zur Schule und ausnahmslos alle sind auch immer bereit “die Meile mehr zu gehen”.

Zu Ende des vergangenen Schuljahres hat der Schulvereinsvorstand als Arbeitgeber erstmals eine transparente und nachvollziehbare klare Gehaltsstruktur für die Mitarbeiter aufgestellt. Aus meiner Sicht eine dringend notwendige Strukturierungsmaßnahme, über die ich sehr froh bin, dass sie erfolgt ist. Ich nehme dies hier als ein Beispiel dafür, dass ich  -nicht nur im Bereich der Personalentwicklung-  weitere Strukturierungsmaßnahmen gemeinsam mit allen verantwortlichen Gremien erarbeiten möchte. Ich sehe hier Arbeitsfelder in den Bereichen:

  • Fort- und Weiterbildungen organisieren und multiplizieren
  • Aufgabenfelder und Stundenermäßigung transparent machen
  • Gesundheitsmanagement etablieren
  • Rechte und Pflichten (Mehr- und Minderarbeit) definieren
  • Funktionsstellenbeschreibung und -erfüllung; Verantwortungen stärken und verteilen
  • Rollen- und Selbstverständnis der Erweiterten Schulleitung klären
  • Wertschätzungskultur/Mitarbeitergespräche etablieren
  • Dachbegriff “Verantwortungskultur” prägen

Die größte Schwierigkeit erweist sich in der Personalgewinnung aus Deutschland. Es scheint außerordentlich schwer, gut qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer für Kiew zu interessieren. Zu negativ ist das Bild der Ukraine offensichtlich in Deutschland. Hier müssen wir andere Wege suchen. Insbesondere gilt es Personalgewinnung im Bereich Deutsch als Fremdsprache zu betreiben. Ebenso intensiv müssen wir unserem Personal Gelegenheit zur Fortbildung in diesem für die Entwicklung der Schule sehr wichtigen Bereich eröffnen.

Es muss investiert werden.

Unterrichtsentwicklung

Im Bereich der Bewertung von Unterrichtsqualität bin ich derzeit noch mit meinen Beobachtungen im Anfangsstadium und kann hierzu noch keine validen Aussagen machen. Einzelner Unterrichtsbesuch hat stattgefunden, aber noch nicht in dem für eine umfassende Analyse erforderlichen Maße. Größtenteils liegen mir die Stoffverteilungspläne vor und von den Klassenarbeiten werden mir Arbeiten zur Einsicht vorgelegt. Einzelne Fachgespräche haben in diesem Bereich bereits erfolgreich stattgefunden. Durch die verstärkte Aufnahme von Kindern, deren Deutschkenntnisse noch nicht ausgeprägt genug sind, um im angestrebten Maße in der Schule erfolgreich sein zu können, sind extreme Leistungsunterschiede zwangsläufig. Hier gilt es, diese Schüler an das Leistungsniveau heranzuführen, in keinem Fall aber die Leistungsansprüche zu senken. Diese Aufgabe ist keinesfalls unmöglich, bedarf aber eines neuen Konzeptes, an dem wir arbeiten, sowie einer Menge Geduld und Standhaftigkeit von allen.

Die Quantität, sprich die Stundentafel betreffend, gibt es allerdings noch teilweise Klärungsbedarf.  In der Grundstufe wie der Sekundarstufe I sind vereinzelt Nachsteuerungen in der Anzahl der zu unterrichtenden Stunden je Fach aus meiner Sicht erforderlich. Mir ist bewusst, dass es hier Zusammenhänge mit der oben aufgezeigten Thematik der Gewinnung qualifizierten Personals gibt. Dennoch müssen wir unsere Ziele immer am Optimum ausrichten. Wenn wir in einzelnen Nebenfächern temporär keinen oder nur verringerten Unterricht anbieten können, dann sind das zwar insgesamt gesehen Marginalien, müssen aber dennoch bearbeitet werden. Ganz anders verhält es sich im Bereich DaF (siehe oben). Hier ist die Erarbeitung und Implementierung des neuen Konzeptes wesentlicher Bestandteil für die gesamte Schule. Dies ist ein längerwieriger Prozess und Erfolge sind hier nicht kurzfristig sondern allenfalls mittelfristig zu erwarten. Diesen Bereich gilt es dringend qualitativ und quantitativ auszubauen. Hier hat die Schule mit der Aufnahme von Schülerinnen und Schülern, die über keine oder nur wenige Deutschkenntnisse verfügen eine Verantwortung übernommen, der sie auch gerecht werden muss und wird.

Die Ausstattung der Schule mit Lehr- und Lernmaterial ist insgesamt als gut bis sehr gut zu bezeichnen. In allen Räumen sind smartboards und Computer verfügbar. Ein zusätzlicher Computerraum ist ausgestattet und wird durch alle Fachbereiche genutzt. Für den Naturwissenschaftlichen Unterricht stehen die notwendigen Materialien und Geräte bereit und mit dem Umzug der Sekundarstufe werden hier Unterrichtsräume neu geplant und bedarfsgerecht ausgestattet. Einzig für den Sportunterricht wäre für einzelne Disziplinen noch Ergänzungsbedarf an Material- und Geräteausstattung wünschenswert.

Im Sekundarstufenbereich II muss für das kommende Schuljahr, ab dem erstmals mit der künftigen Klasse 11 unsere erste Klasse nach den Bedingungen der KMK zum Abitur geführt werden soll, eine Neuerarbeitung des angebotenen Fächerkanons und damit eine Neuerarbeitung der Stundentafel erfolgen. Hier haben wir seitens der fördernden Stellen in Deutschland die personellen Möglichkeiten eröffnet bekommen. Allerdings zeigt sich auch hier aus oben genannten Gründen die Personalgewinnung als sehr schwierig und extrem zeit- und energieaufwendig.

Wir arbeiten daran.

 

Organisationsentwicklung

Die DS Kiew ist eine nach den Grundsätzen des deutschen Auslandsschulwesen organisierte Schule und arbeitet sehr erfolgreich. Sie ist eine im Aufbau befindliche Schule und hat insofern fast jedes Jahr und insbesondere in den kommenden Jahren durch den Aufbau der Sekundarstufe II immer neue Herausforderungen zu meistern. Dies betrifft die schulisch-pädagogische Organisation, die verwaltungstechnische und die schulpolitisch steuernde Organisation.

Für die schulisch-pädagogische Seite sehe ich zunächst Aufgaben in Erstellen bzw. Überarbeiten

  • des Vertretungskonzeptes
  • des Geschäftsverteilungsplans
  • der Raumnutzungspläne
  • der Pläne zur Kurs- und Klassengröße
  • der Einbeziehung des Kindergartens.

 

Dies Aufgaben sind in Anbetracht der dünnen Personaldecke und der schwierigen Situation mit den sehr begrenzten räumlichen Möglichkeiten sicherlich nicht ganz einfach. Wenn wir im kommenden Halbjahr mit der Sekundarstufe das neue Gebäude beziehen können, wird sich aber zumindest die Frage der Raumnutzungspläne leichter sinnvoll lösen lassen. Hier denke ich weniger an die Nutzung der neuen Räume im neuen Gebäude, die bereits aktiv vorangetrieben wird, als an die Umgestaltung und Umnutzung der bestehenden Räume im alten Gebäude. Auch in diesem Bereich haben wir schon die Arbeit aufgenommen. Die Leiterin des Kindergartens nimmt jetzt an den Sitzungen der  Erweiterten Schulleitung teil. Ziel dabei ist, dass der Kindergarten zukünftig als Teil der DS Kiew verstanden wird und das bisherige völlig abgekoppelte und mit vielen Nachteilen behaftete Satellitendasein überwindet. Dies ist ein erster Schritt zum Bewusstsein einer Schule.

Einhergehend mit dem Wachsen der Schülerzahlen steht auch unsere Verwaltung vor wachsenden Aufgaben, denen sie sich verantwortungsbewusst und äußerst engagiert stellt. Auch hier aber müssen wir personell aufstocken, insbesondere, wenn wir zwei bzw. drei Gebäude und Teilorganisationen  räumlich voneinander getrennt verwalten müssen. Als Beispiel für die wachsenden Aufgaben sei an dieser Stelle auch das gewachsene Sicherheitsbedürfnis der Eltern genannt, dem zu folgen sich der Vorstand entschlossen hat. Diese Installation ist mit enormer verwaltungstechnischer Organisation behaftet.

Mit dem agierenden Schulvereinsvorstand bin ich auf ein sehr weitblickendes, verantwortungsbewusstes und planerisch aktives Gremium getroffen. Der neu gewählte Vorstand hat gleichermaßen aktive neue Mitglieder in einem gut abgestimmten Geschäftsverteilungsplan integriert und das enorme Engagement aller Vorstandsmitglieder beeindruckt.

Beim Elternbeirat habe ich ein offenes und interessiertes Gremium vorgefunden, das sich mit seinen gewählten Vertreterinnen und Vertretern gerne -übrigens genauso ehrenamtlich wie die Vorstandsmitglieder- aktiv für das Wohl der Schule einzusetzen bereit ist. Gemeinsam mit dem Elternbeirat möchte ich in Zukunft auch die Möglichkeiten der Mitgestaltung der Schulentwicklung durch die Eltern schrittweise aber konsequent erweitern. Als erste Aufgaben, die wir gemeinsam angehen wollen, sind insbesondere die Erarbeitung zielgerichteter Kommunikationswege und einer entsprechenden von gegenseitiger Wertschätzung geprägten Kommunikationsform und das Einbeziehen der Elternvertretungen in die Schulprogrammarbeit zu nennen. Mit diesen Themen bin ich in den ersten Treffen mit den Elternvertretungen auf offene Ohren gestoßen und freue mich auf weitere konstruktiv gestaltende Zusammenarbeit.

Die Kontakte zur Deutschen Botschaft sind sehr positiv und Fragen zur Unterstützung  finden immer ein offenes Ohr. Ebenso ist die Unterstützung durch die verschiedenen Referate des Auswärtigen Amtes und deren nachgeordneter Behörden als auch der KMK und seiner Vertreter als außerordentlich gut zu bezeichnen.

Schule in unserem Verständnis des deutschen Auslandsschulwesens unterscheidet sich ganz grundsätzlich von einem anderen Unternehmen. Schule ist ein lebendiges Konstrukt und muss immer wieder neu gedacht, verwaltet und gelebt werden. Hierzu bedarf es das Engagement aller Beteiligter. So sieht es unsere Struktur des deutschen Auslandsschulwesens vor. Dieser Bericht ist in drei Bereiche aufgegliedert: Personalentwicklung, Unterrichtsentwicklung und Organisationsentwicklung. Trotz aller meiner Intentionen um zukünftige klare Strukturiertheit und auch Trennschärfe, die Sie diesem Bericht als “roten Faden” bitte entnehmen mögen, sind alle drei Entwicklungsbereiche ohne die jeweils anderen nicht sinnvoll gestaltbar.

Und genauso verhält es sich mit den verschiedenen Gremien und deren Akteuren. Nur gemeinsam erreichen wir unser Ziel!

Mit Ihnen allen, Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und Schulvorstand möchte ich die Zukunft der DS Kiew gestalten. Gemeinsam möchten wir Verantwortung übernehmen, eine Verantwortungskultur etablieren, unsere Schule entwickeln, eine Schule leben.

Blickfeld und Ziel unserer Schulentwicklung sind immer die positive Zukunft und das Wohlergehen unserer Schülerinnen und Schüler.

Dafür lohnt sich jede Anstrengung!

 

Mit besten Grüßen

Gerald Miebs

-Schulleiter-

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